Diözesantag 2011 der Franziskanischen Gemeinschaft der Diözesen Augsburg und Eichstätt
„Sehen und säen“ war das Motto des Diözesantages der Franziskanischen Gemeinschaft in den Bistümern Augsburg und Eichstätt. Rund 45 Mitglieder und Gäste waren am 4. Juni ins Augsburger Maria-Stern-Kloster gekommen, um
gemeinsam mit Regionalassistent P. Siegbert Mayer OFMcap vom Kapuzinerkloster Ingolstadt der Franziskanischen Berufung für unsere Zeit nachzuspüren.
Auch wenn der Advent im Kirchenjahr schon lange vorbei ist, so seien wir doch adventliche Menschen, machte P. Siegbert bei seinem Vortrag zu Beginn des Einkehrtages deutlich. Wir leben in der Erwartung des Herrn – und gerade diese Haltung müssen wir uns immer wieder bewusst werden. Wir laufen aber Gefahr, diese Haltung zu vernachlässigen – wenn wir uns zu stark auf gegenwärtige Probleme fixieren – gerade auch in der Kirche. Dann verlieren wir den Transzendenzbezug und mit ihm die Hoffnung.
Aber wenn wir kein großes Ziel mehr im Blick haben, dann werden kleine Ziele plötzlich übermäßig – wie bei dem Jugendlichen, der sich erhängt, nur weil er das ersehnte Mountainbike nicht bekommen hat.
P. Siegbert erinnerte an die Redewendung: „Ich hab es kommen sehen.“ Und machte deutlich, dass wir auf diese Weise gern etwas Schlimmes und Übles ausdrücken, was eingetroffen ist und wir zuvor befürchtet haben. Allerdings könnten wir als Christen unsere Befürchtungen ansehen, brauchen sie nicht zu verdrängen, weil wir nicht einem unbegreiflichen Schicksal überlassen sind.
Insofern ist die christliche Haltung nicht in erster Linie „Ich sehe es kommen“, sondern „ich sehe DICH kommen“ – Jesus Christus. Aus „Es“ muss also „Du“ werden. Genau dieses Bewusstsein zu schärfen ist die vorrangige Aufgabe der Kirche. So wichtig der Dienst am Nächsten, die Diakonie ist, die Kirche darf den Blick auf Gott nie außer Acht lassen. Und dafür ist – so P. Siegbert – gerade auch der Zölibat ein starkes Zeichen. Die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen ist nämlich geprägt von dem „Ich sehe DICH kommen“ – weil der Zölibatäre auf den setzt und sein Leben auf den ausrichtet, der uns die Vollendung bringt.
Am Nachmittag wurden die Gedanken des Referates in Kleingruppen durch persönliche Erfahrungen ergänzt. Doch auch die Begegnung und das leibliche Wohl kamen nicht zu kurz. Die FG Augsburg gratulierte P. Siegbert zu seinem 70. Geburtstag; in Ingolstadt, wo P. Siegbert auch geistlicher Leiter der FG ist, folgte die Feier rund vierzehn Tage später (Einen Bericht können Sie hier lesen). Bei einem guten Gemüseeintopf und Kaffee und Kuchen, zubereitet und serviert von den Franziskanerinnen von Maria Stern, gab es auch Zeit zu einem bereichernden Austausch miteinander.
Natürlich hatte auch das gemeinsame Gebet seinen wichtigen Platz bei dem Einkehrtag. Zum Mittagsgebet begaben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die nahe gelegene Barfüßerkirche – der ersten Franziskanerkirche in Augsburg, die heute von der Evangelischen Kirche genutzt wird. Am Nachmittag fand der Abschlussgottesdienst in der Klosterkirche Maria Stern statt.
„Sehen und säen“ – war das Thema des Diözesantages. Sensibel wurden wir bei diesem Einkehrtag für ein genaueres Hinsehen auf Gott, hinzuschauen, dass er im Kommen und doch immer schon gegenwärtig ist. Und genau das befähigt zum Aussäen, die Erfahrungen mit Gott weiterzugeben. Allen Mitwirkenden des Einkehrtages darum ein herzliches Vergelt’s Gott für den wertvollen Austausch.
Raymund Fobes