Franziskanisches Krankenapostolat-FKA
„Geh mit uns auf unserem Weg – eine Pilgerreise durch das Heilige Land“

Von Joachim Kracht, Nationalleitung FKA

Unter diesem Thema fand vom 19. bis zum 26. November 2014 die 38. Religiöse Woche des Franziskanischen Krankenapostolats (FKA) im Caritas- Freizeit- und Begegnungszentrum „St. Elisabeth“ in Altötting statt. In diesen Tagen haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gedanklich auf einen Pilger-Weg gemacht, der von der Quelle des Jordans zur Brotvermehrungskirche in Tabgha in Galiläa, über Jerusalem bis nach Betlehem führte. Neben Informationen zur täglichen Pilger-Etappe gab es hierzu religiöse Impulse und thematische Vertiefungen. Die Pilgergruppe wurde inhaltlich von den Referenten Joachim Kracht (Nationalleitung FKA), Pia Kracht (Beirat FKA) und Rudolf Voss (Stellvertreter FKA) begleitet und seelsorgerlich von dem bewährtem Team Pater Franz Maria Siebenäuger OFMCap (Altötting) und Pater Fritz Korte SJ (Frankfurt/Main) betreut.

Ankunft im Heiligen Land und Besuch des Jordans und der Brotvermehrungskirche in Tabgha/Galiläa
Alle, die an der Pilgerreise während der Religiösen Woche teilnahmen, erhielten ein Pilgerheft, in welchem der Verlauf der Reise mit den einzelnen Etappenzielen abgebildet war. In diesem Heft befand sich auch ein Flugticket, das zur Vorstellungsrunde der Teilnehmenden diente und danach in die Mitte unseres Stuhlkreises gelegt wurde. Mit dem Lied „Über den Wolken“ verabschiedete sich unsere Pilgergruppe am Abend von Deutschland und "flog" nach Israel. Gut gelandet, wurde noch ein Pilgerlied eingeübt, welches dann bei den täglichen Gottesdiensten gesungen wurde. Wohl gestärkt durch eine Heilige Messe, brachen die Pilgernden dann zum Jordan, der ersten Station unserer Reise, auf. Nach dem allgemeinen und informativen Teil über den Jordan, der auch der Nerv der Trinkwasserversorgung für Israel ist, brachte Joachim Kracht in den anschließenden Ausführungen zum Ausdruck, dass es Jesus ist, der uns die Quelle des Lebens schenkt und unser Durst nach Leben nur in der Beziehung zu ihm gestillt werden kann. In die Anbetung, welche die Eucharistie als „Wahre Speise“ zum Thema hatte, wurde die Brotvermehrungskirche in Tabgha am See Genezareth einbezogen. Hier war der Ort, an dem die „Speisung der Fünftausend“ stattfand. Der gemütliche Teil des Abend stand unter dem Motto "Land und Leute". Es wurde ein kleiner geschichtlicher Abriss gegeben, jüdische Begriffe, Bräuche und Festtage erklärt und gemeinsam bekannte israelische Lieder gesungen.

See Genezareth - Galiläas schöner See
Am zweiten Tag setzten wir unseren Weg um und auf dem See Genezareth fort. Rudolf Voss stellte in seinen Ausführungen die Wirkungs- und Wunderstätten Jesu in dieser Region vor. Auch wurden die Pilgerinnen und Pilger mit Fragen konfrontiert, die Bezug zu unserem Leben und unserer Lebenssituation haben. Der Nachmittag stand im Zeichen des „Sturms über dem See“. Beim Bibelteilen wurde zunächst die entsprechende Stelle im Markusevangelium betrachtet und reflektiert, bevor ein reger Austausch und die Vertiefung in 3 Kleingruppen stattfand.

Nazareth und der "Engel des Herrn"
Am folgenden Tag erreichten wir unter der Leitung von Pia Kracht Nazareth. Hier gibt es einige Sehenswürdigkeiten mit biblischem Hintergrund. Da ist z.B. die Josefskirche, die Synagogenkirche, in der Jesus gelehrt hat, und natürlich die Verkündigungskirche, der Ort der Verkündigung und das Haus Mariens. Erstaunlich ist, dass das heilige Haus im italienischen Loreto, das nur 3 Wände hat, mit der 4. Seite genau an den Eingang der Verkündigungsgrotte in Nazareth passt. Auch deuten Untersuchungen des Baumaterials auf eine Herkunft aus dem Heiligen Land hin. Nach Marienlied und Gebet folgten einige Bildbetrachtungen und Meditationen verschiedener Darstellungen der Verkündigungsszene. Zum Abschluss wurde die Entstehung des "Angelus" erläutert: Dieses Gebet reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Franz von Assisi, der bei seiner Missionsreise bis in den Orient vorgedrungen ist, war von dem moslemischen Gebetsrufer, dem Muezzin, der 5 mal am Tag die Gläubigen zum Lobe Allahs aufruft, zutiefst beeindruckt. Bei seiner Rückkehr wollte er diesen Brauch, wenn auch in veränderter Weise aufgreifen. So entstand in der Folgezeit in der katholischen Kirche der Brauch des Angelusgebetes, das morgens, mittags und abends gebetet wird. Am Abend wurde Maria in der Gnadenkapelle Ehre und Lob erwiesen. Hierzu gestaltete Pater Franz Maria Siebenäuger die Andacht.

"Am siebten Tage sollst Du ruhen"
Am Sonntag, dem Tag des Herrn, wurde ein Ruhetag eingelegt. Die Teilnehmenden unserer Religiösen Woche besuchten die von Grund auf sanierte Basilika St. Anna und feierten dort mit der Pfarrgemeinde das Hochamt. Zur großen Freude aller wurde die Krönungsmesse von W. A. Mozart dargeboten. Der Nachmittag stand unter dem Motto: "Tag der Begegnung". Die Pilgerinnen und Pilger luden zu einem gemeinsamen Treffen ein. Einige Mitglieder des FKA, die nicht die ganze Woche kommen konnten, nutzten diese Möglichkeit der Begegnung. Bei Kaffee und Kuchen und verschiedenen Programmpunkten - so z.B. einem Bildervortrag über Israel, fand ein kurzweiliger Nachmittag statt. Zum Abschluss wurde die Vesper mit dem Thema „Der Wolf von Gubbio“ und um Frieden im Heiligen Land gebetet. Passend zur Pilgerschaft in Israel wählten die Teilnehmenden den Film "Der Trauschein" des israelischen Schriftstellers Ephraim Kishon für den Filmabend.

Jerusalem, die Heilige Stadt
Unsere Pilgergruppe erreichte Jerusalem. Zunächst führte der Weg vorbei an der Klagemauer. Sie ist alles, was übrig geblieben ist, nachdem die Römer den Tempel im Jahre 70 nach Christus dem Erdboden gleich gemacht haben. Eine Mauer, 48 Meter lang und 18 Meter hoch. Mehr ist nicht stehen geblieben von diesem ehemals prächtigen Bauwerk, das einmal zur Ehre Gottes errichtet und eingeweiht worden ist. Was haben diese Steine wohl alles gehört an Bitten, Enttäuschungen, Hoffnungen, Klagen ...?!? Was würde wohl in einem Brief von uns an Gott geschrieben stehen? Wäre es vielleicht ein Dankesschreiben für das viele Gute, das er uns im Leben gegeben hat, ein Loblied? Oder wäre es eher ein Denkzettel, ein Klagelied? Jede Pilgerin und jeder Pilger hatte Zeit, Sorgen und Ängste, die sie bewegten, oder auch einen Dank auf einen Zettel zu schreiben und diesen anschließend an Gott zu richten, indem sie ihn dann zwischen die Steine der in der Kreismitte aufgebauten Klagemauer steckten - ähnlich wie es schon die Päpste Johannes Paul II. oder auch Franziskus getan haben. In der am Nachmittag gefeierten Heiligen Messe wurde im Besonderem dieser Bitten gedacht. Die hauptsächlich im arabischen Viertel gelegene Via Dolorosa, was übersetzt „Straße der Schmerzen“ bedeutet, stellt den Leidensweg Christi von der Verurteilung bis zur Kreuzigung dar und umfasst 14 Stationen. Unsere Pilgergruppe ging diesen Kreuzweg gedanklich nach - von der ersten Station nahe dem Löwentor bis zu den letzten Stationen in der Grabeskirche. Dazu wurden Bilder der jeweiligen Kreuzwegstationen an der Wand abgelichtet und nachdenkliche Texte vorgetragen. Dabei konnten Stationen unseres eigenen Lebens entdeckt werden. Manchmal finden wir uns in der Gestalt des leidenden Christus, manchmal in den Menschen, die mitschuldig sind an seinem Leiden und Sterben, oder in denen, die versuchen, sein Leid zu lindern. In der anschließenden Heiligen Messe spendeten Pater Fritz Korte und Pater Franz Maria Siebenäuger die Krankensalbung. Sie soll - besonders in schwierigen Zeiten - Hoffnung und Trost spenden und uns eine Stärkung und Ermutigung sein.

Dank für beeindruckende Lebensleistung
Der Abend stand im Zeichen von Glückwünschen und Danksagungen. Neben den Ehrungen derjenigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die im Laufe des Jahres einen runden Geburtstag gefeiert hatten, war besonders die Danksagung für die Lebensleistung von Anni Schlecht, die fast 25 Jahre die Geschicke des FKA geleitet hat, ein zentraler Punkt: Für das FKA bedankte sich Rudolf Voss von ganzem Herzen mit einer Laudatio und einem Geschenk bei ihr: Seit 63 Jahren hat Anni Schlecht in der Franziskanischen Gemeinschaft das Erbe des Heiligen Franziskus in der Liebe und Fürsorge vor allem für kranke und behinderte Menschen lebendig weitergegeben. Eine besondere Würdigung erfuhr diese herausragende Lebensleistung durch den Besuch des Nationalvorstandes des Ordo Francicanus Saecularis (OFS). Das FKA ist eine Organisation des OFS und so ehrte Nationalvorsteherin Mechtild Händler Anni Schlecht für ihr großes Engagement und überreichte ihr eine Urkunde sowie ein Präsent. Auch das Bistum Eichstädt bedankte sich durch eine Urkunde, die Pater Franz Maria Siebenäuger mit lobenden Worten an Anni Schlecht übergab. Mit einigen jüdischen Märchen, die gekonnt von Heidi Pongratz vorgetragen und passend zum Thema der Religiösen Woche ausgesucht worden waren, sowie zwei Tänzen, die zum Mitmachen einluden, endete der offizielle Teil und es folgte ein gemütliches Beisammen.

Berg Zion - Das letzte Abendmahl und die Entsendung des Heiligen Geistes
Bevor die Pilgergruppe Jerusalem verließ, wurde der Abendmahlsaal besucht, der heute Eigentum des Staates Israel und ein Museum ist. Joachim Kracht führte zunächst aus, dass es dieser Raum war, in den sich die Jünger nach der Kreuzigung eingeschlossen hatten und in dem der Auferstandene ihnen mit dem Friedensgruß begegnete. Sie warteten hier betend, mit Maria und den Frauen, und empfingen den Heiligen Geist. In der Zusammenfassung seiner Ausführungen kam Herr Kracht zu dem Ergebnis, dass es gerade der Heilige Geist ist, in dem wir geborgen sind und der in uns wohnt und dafür sorgt, dass wir unseren Alltag bewältigen.

Bethlehem- Ein bescheidener Eintritt in die Welt
Nach der Feier der Heiligen Messe machte sich unsere Pilgergruppe auf und erreicht die letzte Etappe ihrer Pilgerschaft, Bethlehem. Diejenigen, die einen längeren Fußweg gehen oder geschoben werden konnten, wurden durch einen sachkundigen Führer in der Stadt Altötting zu den Krippen in den Kirchen und im Rathaus geführt. Hier wurde eine Vielzahl der unterschiedlichsten Krippen vorgefunden und vorgestellt: solche mit aufwendig geschnitzten und gekleideten Figuren, passend in Szene gesetzt, oder aber auch einfache Papierkrippen armer Leute. Diejenigen, die den Krippenweg nicht mitgingen, konnten in einem Gesprächskreis ihre Erfahrungen und Erinnerungen an Krippen austauschen. Abschließend wurde eine Bildbetrachtung durchgeführt, die den heiligen Franziskus und seine Gefährten mit dem Jesuskind zeigte.

Rückkehr und Dank
Beim gemütlichen Zusammensein feierten die Teilnehmenden die glückliche "Rückkunft" nach diesen ereignisreichen Tagen. Musikalisch umrahmt wurde dieser Abend durch Christian Randel, den Leiter des Hauses. Joachim Kracht bedankte sich bei den Vielen, die im Vorfeld bei der Planung beteiligt waren, aber auch bei denen, die während der Woche für einen reibungslosen Ablauf gesorgt und sich im besonderen um ihre Nächsten gekümmert haben. Auch galt ein besonderer Dank dem "Haus mit Herz", das diesen Namen zu Recht trägt, und dessen Team dafür sorgte, dass unsere Pilgergruppe gut behütet war.

Am Morgen des letzten Tages wurde noch eine Heilige Messe gefeiert und der Reisesegen gespendet. Nach dem Frühstück verabschiedeten sich alle herzlich voneinander, verbunden mit dem Vorsatz, im nächsten Jahr wieder zu kommen, um einige schöne Tage in der Gemeinschaft zu verbringen.

Joachim Kracht, Nationalleitung FKA